Liebe ITM-ler,
da von euch einige mit dem Gedanken spielen auf dieser wunderschönen Insel das 5.Semester zu verbringen und ich seit längerem von euch über Facebook und Whatsapp über La Réunion ausgefragt werde, hier ein kurzer Bericht, der euch hoffentlich weiterhelfen wird.
Ganz kurz zu den Ankunfts-und Abreisedaten: Bis am 21.08.2015 musste jeder auf la Réunion angekommen sein und da wir bis Anfang August noch Prüfungen hatten und ich umgezogen bin, konnte ich auch erst am 20.08. fliegen. Somit hat mein 5. Semester auf la Réunion offiziell direkt 1,5 Wochen nach Beendigung des 4.Semesters an der htw saar begonnen. Vor der Ankunft braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Als ich ankam waren bereits einheimischen Studenten vor Ort, denn alle Erasmusstudenten werden vom Flughafen abgeholt. Die Studenten sind sehr leicht zu finden, da sie T-Shirts mit den Logos der Universität tragen und auch ein Schild mit dem Namen der Universität hochhalten. Mein Semester endet offiziell am 18.12.2015, jedoch ist die letzte Prüfung am 12.12.15.
Erstmals zu der Frage wie man sich das Leben an der Hochschule vorstellen sollte. Tourismusmanagement wird nicht am Hauptcampus (den könnt ihr euch wie die Universität des Saarlandes vorstellen) gelehrt, sondern im Stadtzentrum, an einem kleineren, aber wie ich finde sehr schönen Campus. Die IAE, «Institution d´Administrations des Entreprises», gehört offiziell zur Université de la Réunion, aber im Alltag haben beide Universitäten nicht viel gemeinsam. An der IAE werden die Kurse, wie auch an der htw saar, in Kleingruppen von 20 bis 30 Studenten gehalten. Außerdem wusste bei meiner Ankunft keine einzige Person des IO, hier DRI (Direction des Relations Internationales), wann die Vorlesungen an der IAE beginnen oder enden. Jedoch bin ich einfach in der ersten Woche zu der IAE gegangen und schon wurde mir mein Vorlesungsplan von der Sekretärin ausgedruckt. Über die IAE kann ich wirklich mit gutem Gewissen sagen, dass die meisten Kurse interessant sind und das Niveau auch in Ordnung ist. Das liegt vor allem daran, dass ich den Master 2 «Management et Ingénierie du Tourisme» studiere. Weshalb? Als ich mein Learning Agreement erstellt habe und die Licence 3 (L3), folglich das 5. Bachelorsemester bei uns in Deutschland, eintragen wollte, habe ich festgestellt, dass ich ausnahmslos alle Kurse wie Recht, Einführung in die Tourismuswirtschaft etc. bereits an der htw saar belegt hatte. Somit kam ich zu der Entscheidung den Studiengang an der IAE rauszusuchen, der die interessantesten Kurse hat; für mich der Master 2 (M2). Jetzt musste ich außerdem hier vor Ort feststellen, dass der Tourismusstudiengang an der IAE erst mit der Licence 3 beginnt; folglich haben deswegen auch die meisten Kurse des L3 bei uns schon in den ersten zwei Semstern stattgefunden. Ich habe vier Sprachkurse, die alle etwa 2 ECTS geben, darunter Englisch, Spanisch, Chinesisch, Madagassisch und natürlich sind alle anderen Vorlesungen nur auf Französisch. Im Anhang könnt ihr alle meine Kurse sehen (wichtig: erst die 2.Seite ist M2; folglich nur das dritte Semester betrachten)
Das größte Problem ist die Sprache, denn die Professoren diktieren in einem schnellen Tempo und Folien sind rar, d.h. meine Notizen, die hier oft als einzige Grundlage für die Prüfungen dienen, sind sehr unvollständig. Jedoch sind die Einheimischen in meinem Kurs extrem hilfsbereit und offen. Direkt in der ersten Vorlesung wurde mir angeboten mir die Notizen weiterzureichen. Außerdem wird mehr als die Hälfte der Prüfungen schon durch eine Präsentation ersetzt, was mir sehr entgegen kommt. Die Prüfungen sind im Gegensatz zu den Vorlesungen sehr einfach gestellt; die Bewertung hingegen ist so strikt, dass die meisten Einheimischen sich mit einer 10 zufrieden geben. Wohlgemerkt sind hier 10 von 20 Punkten gerade so bestanden. Die Motivation der Studenten sehr gute Noten zu erreichen ist im Vergleich zu deutschen Studenten nicht gerade hoch. Da können wir uns also glücklich schätzen, dass die Noten aus dem Auslandssemester nicht in unsere Bachelornote mit einfließen. Unter der Woche habe ich teilweise sehr lange Uni, denn hier wurde der Tourismusstudiengang komplett umgestellt, d.h. ich habe blockweise Vorlesung. Meistens habe ich zwei Wochen je 40 Stunden/Woche Kurse an der IAE und dann wieder zwei Wochen frei, denn da haben die Einheimischen ihr Praktikum. Der Tourismus-Studiengang ist somit dual ausgerichtet, aber wir Erasmusstudenten sind nicht verpflichtet ein Praktikum zu machen. Ich finde diese Methode gerade für uns Erasmusstudenten eher nervig, da wir in den Wochen, in denen wir Uni haben, auch Prüfungen schreiben und somit nach der Uni, die um 19 Uhr enden kann, noch lernen müssen. Sobald ein Modul vorbei ist, haben wir auch direkt die Prüfung. Somit hat bisher die Hälfte der Prüfungen stattgefunden, jedoch haben viele andere Kurse noch gar nicht angefangen.
Die Tatsache, dass ich die einzige Erasmusstudentin im Bereich Tourismus an der IAE bin, gefällt mir richtig gut, denn somit habe ich als einzige von allen Erasmusstudenten täglich nur Kontakt zu Einheimischen. Wir sind übrigens etwa 100 Erasmusstudenten auf la Réunion. Jedoch sind an der IAE insgesamt nur vier Erasmusstudentinnen; die drei anderen belegen den Masterkurs Marketing.
Zur Wohnungssuche kann ich nicht viel Positives berichten. Also mit der Zusage der Partnerhochschule kam die Möglichkeit einen Studentenwohnheimplatz anzufragen, das ich wie die meisten hier gemacht habe. Das Problem ist aber, dass die Plätze im Cité internationale nicht ausreichend sind und mehr als die Hälfte aller Erasmusstudenten, wie ich auch, schon Monate vor Beginn des Semesters eine Absage erhalten hat. Die private Suche ist zeitaufwendig und vor allem eine sehr teure Alternative. Der Wohnheimplatz kostet etwa 230€ mit Kühlschrank und eigenem Bad. Die Küche wird geteilt. Viele Erasmusstudenten zahlen für ihre private Unterkunft außerhalb der Uni bis zu 500€. Ich habe damals zufällig über Facebook eine Frau gefunden, die mir für 250€ ein Zimmer in ihrem Apartment vermieten konnte. Doch bei meiner Ankunft habe ich direkt im DRI nach einem Zimmer im Wohnheim angefragt, in der Hoffnung, dass noch etwas frei werden wird. Und damit hatte ich auch wie viele andere Glück, denn im September konnte ich umziehen. Die Wohnheime sind meiner Ansicht nach völlig in Ordnung; sauber und sicher mit Nachtwächter und Gittern vor den Fenstern im Erdgeschoss.
Ich kann einen Aufenthalt auch la Réunion nur empfehlen. Am Wochenende bin ich meistens mit den Erasmusleuten unterwegs, um die Insel zu erkunden. La Réunion, auch « île intense »
genannt, ist wunderschön. Die zwei Vulkane, davon einer seit unserer Ankunft aktiv, sind beeindruckend. Dann gibt es sehr schöne Strände, an denen Korallenriffe vor Haiattacken schützen. Die drei Gebirgskessel sind hervorragend zum wandern. Fast alle Erasmusstudenten gehen regelmäßig wandern. Wenn ihr das Wandern noch nicht für euch entdeckt habt, werdet ihr es hier definitiv lieben. Also los, bewirbt euch und berichtet mir nächstes Jahr von euren Eindrücken über die Insel.
Anhang: Kursprogramm La Réunion