Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – dieses Sprichwort lässt sich sehr gut auf meine ersten Wochen in Chambéry projizieren. Denn die Ankunft in dem charmanten Städtchen in den französischen Alpen verlief etwas holprig. Vollbepackt und erschöpft wurde ich von meinen neuen französischen Mitbewohner am Bahnhof in Chambéry herzlich begrüßt. Auf dem Weg zu meiner perfekt gelegenen WG verliebte ich mich aber schon ein kleines bisschen in die wundervolle Umgebung. Durch einen blühenden kleinen Park, vorbei am Palais de Justice und angekommen am Place de Génève, wo jeden Samstag (selbst im Winter!) ein grandioser Markt mit sympathisch lokaler Atmosphäre herrscht wurde mir schnell klar: besser hätte ich die Wahl der schönen Altbau-WG im Herzen der Stadt nicht treffen können.
Gerade angekommen, begann die Uni auch schon Anfang September- und mit ihr die enorme Herausforderung der französischen Bürokratie. Ich benötigte sage und schreibe 3 Wochen, bis ich eingeschrieben war, meinen Studentenausweis bekam und meine Kurse gewählt hatte. Letzteres war die mit Abstand größte Herausforderung. Das schöne ist, dass ich hier die Möglichkeit habe sowohl Bachelor- als auch Masterkurse zu belegen, aber dies zu koordinieren war doch schwieriger als gedacht. Die Stundenpläne ändern sich quasi täglich und sind so chaotisch, dass selbst sowohl französische Studenten als auch Professoren nicht durchblicken. Die meisten Kurse haben nur 2-3 credits und sind gestaffelt, meist nur über ein paar Wochen. Oder aber auch mal ein bisschen am Anfang, ein bisschen am Ende. Grundsätzlich gibt es diesbezüglich scheinbar genauso wenige Vorgaben wie zu Ablauf und Inhalt der Kurse. Vorteilhaft ist es, dass man anfangs einige Kurse besuchen kann, denn die endgültige Entscheidung der Kurswahl ist erst Ende September fällig. So besuchte ich zum Bespiel voller Erwartungen einen Kurs, von welchem der Professor nicht mal die Bezeichnung kannte und anschließend einfach mal begann, irgendwas aus dem Bereich Hotellerie zu erzählen. Dem soll dann mal einer folgen, geschweige denn eventuell klausurrelevante Inhalte mitschreiben. Denn auch Skripte gibt es hier keine. Manche Professoren sind so nett die Folien des Kurses an die Studenten weiterzuleiten, vorausgesetzt es gibt eine Präsentation. Bei anderen heißt es schlichtweg: Notizen bis zum Umfallen! Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft aber alles rund, sobald man sich an den Ablauf einer französischen Universität gewöhnt hat. Außerhalb der Kurse gibt es jede Menge Vereine und Veranstaltungen, die man gar nicht alle wahrnehmen kann! Nahezu jede Woche finden 1-2 Events statt in Bars, Clubs, oder auch mal Lasertag. Langweilig wird es also nie! Generell kann man sagen, dass unter Franzosen eine ganz andere Mentalität hinsichtlich des Studierens herrscht, als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Ich bin begeistert von Gruppenarbeiten besonders in Masterkursen und selbst wenn man Freitagmorgen um 5 noch im Club steht- denn in der Regel sind die besten Studentenparty’s donnerstags- glänzt man morgens um 8 mit Anwesenheit in der Vorlesung. Auch außerhalb der Uni wird viel gemeinsam organisiert und unternommen.
Wie schon kurz angerissen, ist das Leben in dem malerischen 60.000 Einwohner- Städtchen sehr herzlich und lokal. Natürlich gibt es unheimlich viel Käse, Wein und Viennoiseries 🙂 . Neben dem bereits erwähnten Wochenmarkt gibt es auch öfters Flohmärkte und viele kulturelle Veranstaltungen. Darüber hinaus natürlich unzählige wunderschöne Wanderungen in die Berge oder an Seen. Die Nähe zu Annecy, Grenoble und Lyon oder auch zur Schweiz und Italien lässt auch gerne mal einen schönen Wochenendausflug zu.
Alles in allem ist Chambéry ein bezauberndes Fleckchen Erde und definitiv ein empfehlenswerter Ort für ein Semester à la française!